Wunsch und Wirklichkeit
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Bei Bewerbungsgesprächen bin ich früher manchmal gefragt worden: „Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?“ Ich fand diese Frage immer ausgesucht blöd. Wenn man sie gestellt bekommt, kann man natürlich so tun, als habe man sich selbst und sein gesamtes Umfeld perfekt unter Kontrolle, und dann erzählt man dem Fragenden etwas, das strategische Planung, Einsatzbereitschaft und Ehrgeiz suggeriert. Dann freut der prospektive Arbeitgeber sich über seinen erfolgsorientierten Bewerber. Aber wahrscheinlich wussten meine potentiellen Chefs genau wie ich, dass es bei der Frage nur um das Vorgaukeln von Entschlossenheit und Lebensplanung geht. Und dann kommt alles ganz anders. Wer hätte sich den Frühling 2022 so vorgestellt, wie er sich gerade entwickelt? Eben. Aber da müssen wir jetzt durch, so ungeübt wir in Krisen auch sind. Bitte erwartet in den Stunden kein ausgedehntes „Shanti, shanti“ von mir. Ich gehe einfach mal davon aus, wir sind uns darin einig, dass wir uns überall auf der Welt Frieden und Gesundheit wünschen. Aber das ist nun mal eine Illusion. Deshalb schlage ich vor, dass wir unsere kurze gemeinsame Zeit jede Woche besser mit yogischen Übungen zur Selbstfürsorge verbringen. Denn wenn wir uns selbst gut behandeln, können wir das auch mit unserer Umgebung tun. Das ist kein oberflächlicher Wellness-Spaß, sondern die Voraussetzung dafür, dass wir auch morgen noch genug körperliche und geistige Kraft für unseren Alltag haben.
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