Alle Yogalehrerinnen, die ich kenne, sind Überzeugungstäterinnen. Will sagen: Wir glauben fest daran, dass wir der Welt mit Yoga Gutes tun. Dazu gehört eine gute Portion Sendungsbewusstsein. (Das ist auch gut so, denn wegen des Geldes wird bestimmt niemand Yogalehrerin.)
Und so passiert es leicht, dass wir unsere Teilnehmer außer mit Yoga auch mit anderen Dingen beglücken möchten, die sich für viele Yogalehrerinnen ganz selbstverständlich aus einem yogischen Lebensstil ergeben: vegetarisch oder vegan zu essen, Energie zu sparen, klimabewusst zu konsumieren, keinen Alkohol zu trinken (aber dafür jeden Tag einen grünen Smoothie). In den meisten Medien, die sich dem Namen nach mit Yoga beschäftigen, findet man eine breite Palette aller möglicher Themen, die sich angeblich aus der yogischen Philosophie ergeben. Die Liste der Pflichten, die man für ein gutes Leben zu erfüllen hat, ist lang. Und wer genauer hinschaut, merkt rasch: Nicht selten widersprechen sie sich.
Ich mache es anders: Ich halte die weltanschaulichen Ansagen aus meinen Yogastunden raus. Denn für mich ist das Yoga-Üben nicht zuletzt eine Gelegenheit, die Aufmerksamkeit von der Außenwelt auf die Innenwelt zu lenken. Yoga wird dann zu einem zeitlich begrenzten Rückzug aus der Geschäftigkeit des Alltags. Wenn ich auf diese Weise neue Kraft sammle, komme ich erheblich besser mit den Widersprüchen des vermeintlichen guten Lebens klar.
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