Manchmal wünschte ich mir, es gäbe simple Pauschalrezepte für ein gutes Leben. Schmerzen im Gelenk? Einfach jeden Tag 5 Minuten diese Bewegung üben, und alles ist schick. Schlaflosigkeit? Einfach jeden Abend ein Glas Wunderwasser trinken, und Sie schlafen wie ein Murmeltier. Aber, so schön das wäre: So einfach gestrickt sind wir nun mal nicht. Deshalb reagiere ich ziemlich unwirsch auf die vollmundigen Behauptungen, die - auch beim Yoga! - gemacht werden. Yoga kann vieles, aber es ist kein Allheilmittel. Und manches können andere Methoden besser. Sage ich als Yogalehrerin. Nicht, weil ich das Vertrauen zum Yoga verloren hätte. Sondern weil es mich ärgert, wie viele leere Versprechungen gemacht werden. Wie komplizierte Zusammenhänge auf einfache Gleichungen reduziert werden. Wie wir damit das Offensichtliche in den Hintergrund drängen: Nicht jedes Problem lässt sich wegüben. Denn - Tusch! - auch wer Yoga übt, wird sterben. Ja, man kann sogar trotz Yoga Verspannungen haben, und Migräne, und Gelenkschmerzen. Trotzdem ist Yoga eine großartige Methode für ein bewussteres Leben. Es ist nur eben keine Physiotherapie. Und auch keine Garantie für spirituelle oder sonstige Überlegenheit. Lassen wir die Kirche im Dorf - oder besser die Matte auf dem Boden. Yoga wirkt, weil es dich zu einem liebevolleren, realistischeren Umgang mit dir selbst bringt. Wenn es richtig gut läuft, wendest du das dann sogar bei den Menschen in deiner Umgebung an. Bestimmt nicht immer, denn du bist ja kein Automat, sondern ein oftmals irrational agierender Mensch. Aber wenn du Glück hast, triffst du auf einen anderen Menschen, der das versteht. Das wünsche ich uns allen!
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